Das historische Holz- und Schindelhaus vor den Toren Winterthurs bietet kulinarisch wie atmosphärisch so etwas wie Streicheleinheiten für die Seele. All diejenigen, die sich in den Geschäften, Anwaltspraxen und Agenturen den ganzen Tag in edler Zurückhaltung haben üben müssen, jagen im „Taggenberg“ die Vornehm-heit zum Teufel und benehmen sich wieder wie normale Menschen. Laut Gastgeberin Margriet Schnaibel soll das Lokal ein „Ort der Begegnung mit gutem Essen und Trinken“ sein. Das ist ihr perfekt gelungen, auch weil man hier einen authentisch herzlichen Service erlebt, den man sich so öfter wünschen würde.

Vom idyllischen, von Platanen beschatteten Kiesgarten des ehemaligen Rebbauernhauses hoch über der Goldküste überblickt man den Zürichsee beinahe in seiner gesamten Länge. Nichts stört das Auge und die Sinne. Auch im Stübli und im Cheminée-Restaurant hat die Gastgeberin Jeannine Meili eine kleine Welt des Wohlbehagens geschaffen. Die Menükarte von Küchenchefin Maria Appel wechselt häufig, nicht aber die marktfrische Qualität der Küche. Hausspezialität ist der mit Kräutern gefüllte und am Tisch filetierte Loup de Mer in Salzkruste. Ausserdem: Das hauchzarte, schwimmend gebackene Wienerschnitzel gilt für viele Zürcher als das beste weit und breit.

Der Kiesboden knirscht, eine riesige Linde versorgt den grössten Teil der Gäste mit Schatten. Der Blick schweift über das untere Zürichseebecken, abends grüsst die Lichterkette am gegenüberliegenden Ufer, auf den weiss aufgedeckten Tischen flackern Kerzen in kleinen Papiertüten. Im zwanglos gepflegten Ambiente fühlen sich vielerlei Gäste wohl: „Bei uns essen Handwerker und Banker, Grossmütter und In-People“, sagt Catharina Joss, die das Lokal seit 2003 zusammen mit Regula Gloor Belide führt. Wenn immer möglich, kommen frische Produkte aus tiergerechter Haltung und biologischem Anbau in die Pfanne. Hausspezialität ist das Entrecôte Café de Paris mit Pommes frites.

Der Mix aus stillgelegten Industriehallen und coolem Design mag heute nicht mehr originell sein, doch ist die Loft-Architektur in der „Rüsterei“ so brillant in Szene gesetzt, dass sie auch zwölf Jahre nach Eröffnung nicht an Anziehungskraft eingebüsst hat. Jedenfalls bleiben die Gäste gerne länger unter den Kronleuchtern von Heinz Julen sitzen, als ein Essen dauert. Der imposante Raum, der einst die Ausrüsterei der Sihlpapier-Fabrik beherbergte, unterteilt sich in das Restaurant mit gehobener Kochkunst, die Kantine für den kleinen Hunger und die Bar. Sonntags von 10 bis 14.30 Uhr wird ein lukullischer Brunch zelebriert – mit Genuss à discrétion

für 55 Franken pro Person (Kinder von 7 bis 12 Jahren zum halben Preis).

Wer bei jeder Kleinigkeit das Preis-Leistungsverhältnis errechnet, mit grossen kulinarischen Erwartungen kommt und hofft, herzlich umsorgt zu werden, ist in diesem Trendlokal im obersten Stockwerk des Ober-Gebäudes an der Gessnerallee falsch. Wer aber das „George“ nicht als Restaurant, sondern als grosse gesellschaftliche Bühne betrachtet und Spass daran hat, über den Dächern von Zürich mit einer gewissen urbanen Grandezza überrascht zu werden und sich dieses Empfinden auch etwas kosten lässt, der dürfte zufrieden sein. Das Design im Stil einer mondänen Attikawohnung der sechziger Jahre ist ebenso spektakulär wie der Ausblick von der grossen Terrasse. Auf der Speisekarte spielen Grilladen die Hauptrolle.

Das 1922 erbaute Stummfilmkino „Razzia“ im Zürcher Seefeld wurde nach Jahren des Verfalls mit grossem Aufwand in ein spektakuläres Restaurant mit Hollywood-Glamour verwandelt. Historischer Prunk und moderner Chic finden in dem sechs Meter hohen Saal perfekt zusammen. Samtbezogene Ohrensessel gruppieren sich zum Tête-à-tête, exzentrische Tapeten mit Palmenmotiv verzieren die Wände und riesige Kronleuchter mit bunten Lederquasten schweben über der Szene. Darüber wacht eine raumhohe Giraffe aus Stoff. In diesem filmreifen Rahmen spielt die kulinarisch wechselhafte Multikulti-Küche eine untergeordnete Rolle, doch macht das atmosphärische Gesamterlebnis diesen Makel wieder wett.

Ohne viel Aufhebens, aber mit ausserordentlicher Beständigkeit entzückt diese sympathische „Wald- und Wiesenbeiz“ weit oben auf dem Zürichberg ihre treue Kundschaft. Rund um das stattliche, denkmalgeschützte Haus mit angeschlossenem Bauernhof weiden Pferde und Rinder – hier scheint der Lärm der aufgeregten Welt weit weg, und auf der Gartenterrasse fühlt man sich Lichtjahre von Alltag und Schickimicki entfernt. Die zeitgemässe Marktküche basiert auf frischen, wenn immer möglich regionalen Produkten – dazu gibt es Weine von innovativen Schweizer Winzern – auch von solchen, die im Ausland produzieren. Wo sonst in Zürich kann man in so unprätentiöser und entspannter Umgebung so gut essen?